Ruth Bebermeyer *Worte sind Fenster oder Mauern*

Ich fühle mich so verurteilt von deinen Worten,
Ich fühle mich so abgewertet und weggeschickt,
Bevor ich gehe, muss ich noch wissen,
Hast du das wirklich so gemeint?
Bevor ich meine Selbstverteidigung errichte,
Bevor ich aus Verletzung und Angst heraus spreche,
Bevor ich diese Mauer aus Worten baue,
Sage mir, habe ich richtig gehört?
Worte sind Fenster oder sie sind Mauern,
Sie verurteilen uns oder sprechen uns frei.
Wenn ich spreche und wenn ich zuhöre,
Licht der Liebe, scheine durch mich hindurch.

Es gibt Dinge, die ich sagen muss,
Dinge, die mir so viel bedeuten.
Wenn sie durch meine Worte nicht klar werden,
Hilfst du mir, mich freizusprechen?
Wenn es so schien, als würde ich dich niedermachen,
Wenn du den Eindruck hattest, du wärst mir egal,
Versuch' doch bitte, durch meine Worte hindurch zu hören
Bis zu den Gefühlen, die wir gemeinsam haben.

 

Ruth Bebermeyer *Von Herzen geben*

Ich fühle mich ungemein beschenkt,
wenn du etwas von mir annimmst -
wenn du an der Freude teilhast, die in mir ist, sobald ich dich beschenke.
Und du weißt, ich gebe nicht in der Absicht,
dich in meine Schuld zu bringen,
sondern weil ich die Zuneigung leben möchte,
die ich für dich empfinde.
Annehmen mit Würde
Ist vielleicht das größte Geschenk.
Unmöglich kann ich die beiden Seiten voneinander trennen.
Wenn du mich beschenkst,
schenke ich dir mein Annehmen.
Wenn du von mir nimmst, fühle ich mich sehr beschenkt.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 

Zuhören können wie Momo

 Auszug aus dem Buch Momo von Michael Ende                                                                                                                                   „Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.“

 

Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.

 

Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.

Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.

Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.

Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.

Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.

Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.

So konnte Momo zuhören!”

 

 

STARK WIE EINE ROSE

 


"Je mehr deine Stärke wächst, desto mehr wird auch deine Verletzlichkeit zunehmen; so wie deine Verletzlichkeit größer wird, wird auch deine Stärke zunehmen. Auf dem Höhepunkt der Stärke ist man wie ein Kind... zart, wie eine Rose. Es hört sich paradox an, aber so ist es. Das meint Lao Tzu, wenn er davon spricht, wie Wasser zu werden, nicht wie ein Fels. Wasser ist stark und dennoch weich. Der Fels sieht zwar hart aus, ist aber schwach. Deshalb bleibt er geschlossen. Er fließt nicht. Er hat Angst: Er kann ein solches Risiko nicht eingehen. Und wenn Wasser und Stein aufeinander treffen, würde die Logik sagen, dass das Wasser wohl den Kürzeren zieht, aber das Gegenteil ist im Leben der Fall."
Osho

 

 

 

 

 

 

 

Es liegt an mir

Ich  muss mir Zeit nehmen:
Ruhig werden,
spüren, was in mir ist,
was mich bewegt,
was mich erschüttert, was ich brauche.
Es liegt an mir.
Ich muss mir Zeit nehmen:
rruhig werden, wahrnehmen, was um mich ist,
was mich fordert, was mich fördert.
Es liegt an mir.
Ich muss für mich einstehen:
Meine Fragen stellen,
meine Wünsche mitteilen,
meine Bedürfnisse anmelden,
meine Forderungen eingeben,
zu meinen Grenzen stehen.
Es liegt an mir.
Ich muss zu mir Sorge tragen
sehen, dass es mir gut geht,
dass ich wachsen kann,
dass ich glücklich bin.
Wenn ich zu mir Sorge trage,
wenn Du zu Dir Sorge trägst,
werden wir frei füreinander, bereit,
miteinander Neues zu schaffen.
Verfasser: Max Feigenwinter

Rainer Maria Rilke:

 

Über die Geduld

 

Man muss den Dingen

die eigene, stille

ungestörte Entwicklung lassen,

die tief von innen kommt

und durch nichts gedrängt

oder beschleunigt werden kann,

alles ist austragen – und

dann gebären…

 

Reifen wie der Baum,

der seine Säfte nicht drängt

und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

ohne Angst,

dass dahinter kein Sommer

kommen könnte.

 

Er kommt doch!

 

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,

die da sind, als ob die Ewigkeit

vor ihnen läge,

so sorglos, still und weit…

 

Man muss Geduld haben

 

Mit dem Ungelösten im Herzen,

und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,

wie verschlossene Stuben,

und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache

geschrieben sind.

 

Es handelt sich darum, alles zu leben.

Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,

ohne es zu merken,

eines fremden Tages

                                                                                             in die Antworten hinein.
                                                                 von Anita Moorjani                                                           
                                                  Ich habe realisiert, dass es nicht darum geht, 
                                                                       positiv zu sein,
                                                               es geht darum, ich zu sein!
                                          Ich brauchte nicht die negativen Gedanken loszuwerden -
                                                     alles, was es brauchte, war, mich zu lieben
                                                                     für die, die ich bin,
                                                      statt dafür, wie andere mich haben wollen!
Die Harfe
Manchmal stelle ich mir vor
jeder Mensch wäre eine Harfe
mit unglaublich vielen Saiten
Jede Begegnung
jede Erfahrung
bringt eine andere Saite zum klingen
Mein Ziel wäre es bis zum Lebensende
jede Saite wenigstens einmal gehört zu haben
und egal wie harmonisch
egal wie schräg der Ton auch sein mag
nichts auszuklammern,
sondern
all diese Töne
in meine Lebenssymphonie zu integrieren
um die ganze Klangfülle zu erfahren.
Mira Neumann

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Septembertag

 Heute fürchte ich nichts,
heute zeige ich mich
freimütig schutzlos dem Tag
und wage, mich zu freuen,
weil ich lebe,
weil ich auf eine Art lebe,
die nur ich weiß und kann,
ein Leben unter Milliarden,
aber das meine, das etwas sagt,
was kein anderer sagen kann.
Das Einmalige eines jeden Lebens.
Es macht heiter, zu wissen,
das jeder recht hat mit sich selbst.
Schön ist es älter zu werden,
erlöst von sich selbst,
von der gewaltigen Anstrengung
“etwas zu werden”,
etwas darzustellen in dieser Welt,
gelassen sich einzufügen
irgendwo, wo gerade Platz ist
und überall man selbst zu sein
und zugleich weiter nichts
als einer von Milliarden.
Luise Rinser
                                                                                                                                                                                                                             

Der Riese unserer Träume, der Zwerg unserer Ängste
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor mir selbst gibt.
Solange ich mir nicht selbst in den Augen und Herzen meiner Mitmenschen begegne, bin ich auf der Flucht.
Solange ich nicht zulasse, dass meine Mitmenschen an meinem Innersten teilhaben,
 
gibt es für mich keine Geborgenheit.
 
Solange ich mich fürchte, durchschaut zu werden,
kann ich weder mich selbst noch andere erkennen –
ich werde allein sein.
Wo kann ich solch einen Spiegel finden,
wenn nicht in unserer Gemeinsamkeit.
 
Hier in der Gemeinschaft kann ich erst richtig klar über mich werden
und mich nicht mehr als den Riesen meiner Träume
oder den Zwerg meiner Ängste sehen,
sondern mich selbst – Teil eines Ganzen –
zu ihrem Wohl einen Beitrag leisten.
In solchem Boden können wir
Wurzeln schlagen und wachsen;
nicht mehr allein – wie im Tod –
sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
 
Richard Beauvais (1964)

                                                                                                

Die Angst 
Khalil Gibran
Man sagt, dass ein Fluss vor Angst zittert, bevor er ins Meer fließt.
wie nichts anderes erscheint, als für immer verschwinden zu müssen. Aber es gibt keinen anderen Weg.
Der Fluss kann nicht zurückfliessen.
Niemand kann zurückgehen.
Es gibt kein Zurück in der Existenz.
Der Fluss muss das Risiko eingehen, in den Ozean zu fliessen…
denn nur dann wird die Angst verschwinden,
denn dann weiß der Fluss, dass er nicht im Meer verschwindet, sondern zum Ozean wird.