Es liegt an mir
Ich muss mir Zeit nehmen:
Ruhig werden,
spüren, was in mir ist,
was mich bewegt,
was mich erschüttert, was ich brauche.
Es liegt an mir.
Ich muss mir Zeit nehmen:
rruhig werden, wahrnehmen, was um mich ist,
was mich fordert, was mich fördert.
Es liegt an mir.
Ich muss für mich einstehen:
Meine Fragen stellen,
meine Wünsche mitteilen,
meine Bedürfnisse anmelden,
meine Forderungen eingeben,
zu meinen Grenzen stehen.
Es liegt an mir.
Ich muss zu mir Sorge tragen
sehen, dass es mir gut geht,
dass ich wachsen kann,
dass ich glücklich bin.
Wenn ich zu mir Sorge trage,
wenn Du zu Dir Sorge trägst,
werden wir frei füreinander, bereit,
miteinander Neues zu schaffen.
Verfasser: Max Feigenwinter
Rainer Maria Rilke:
Über die Geduld
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
von Anita
Moorjani
Ich habe realisiert, dass es nicht darum geht,
positiv zu sein,
es geht darum, ich zu sein!
Ich brauchte nicht die negativen Gedanken loszuwerden -
alles, was es brauchte, war, mich zu lieben
für die, die ich bin,
statt dafür, wie andere mich haben wollen!
Die Harfe
Manchmal stelle ich mir vor
jeder Mensch wäre eine Harfe
mit unglaublich vielen Saiten
Jede Begegnung
jede Erfahrung
bringt eine andere Saite zum
klingen
Mein Ziel wäre es bis zum
Lebensende
jede Saite wenigstens einmal
gehört zu haben
und egal wie harmonisch
egal wie schräg der Ton auch
sein mag
nichts auszuklammern,
sondern
all diese Töne
in meine Lebenssymphonie zu
integrieren
um die ganze Klangfülle zu
erfahren.
Mira Neumann
Septembertag
Heute fürchte ich nichts,
heute zeige ich mich
freimütig schutzlos dem Tag
und wage, mich zu freuen,
weil ich lebe,
weil ich auf eine Art lebe,
die nur ich weiß und kann,
ein Leben unter Milliarden,
aber das meine, das etwas sagt,
was kein anderer sagen kann.
Das Einmalige eines jeden Lebens.
Es macht heiter, zu wissen,
das jeder recht hat mit sich selbst.
Schön ist es älter zu werden,
erlöst von sich selbst,
von der gewaltigen Anstrengung
“etwas zu werden”,
etwas darzustellen in dieser Welt,
gelassen sich einzufügen
irgendwo, wo gerade Platz ist
und überall man selbst zu sein
und zugleich weiter nichts
als einer von Milliarden.
Luise Rinser
Der Riese unserer Träume, der Zwerg unserer Ängste
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor mir selbst gibt.
Solange ich mir nicht selbst in den Augen und Herzen meiner Mitmenschen begegne, bin ich auf der Flucht.
Solange ich nicht zulasse, dass meine Mitmenschen an meinem Innersten teilhaben,
gibt es für mich keine Geborgenheit.
Solange ich mich fürchte, durchschaut zu werden,
kann ich weder mich selbst noch andere erkennen –
ich werde allein sein.
Wo kann ich solch einen Spiegel finden,
wenn nicht in unserer Gemeinsamkeit.
Hier in der Gemeinschaft kann ich erst richtig klar über mich werden
und mich nicht mehr als den Riesen meiner Träume
oder den Zwerg meiner Ängste sehen,
sondern mich selbst – Teil eines Ganzen –
zu ihrem Wohl einen Beitrag leisten.
In solchem Boden können wir
Wurzeln schlagen und wachsen;
nicht mehr allein – wie im Tod –
sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
Richard Beauvais (1964)
Die Angst
Khalil Gibran
Man sagt, dass ein Fluss vor Angst zittert, bevor er ins Meer fließt.
wie nichts anderes erscheint, als für immer verschwinden zu müssen. Aber es gibt keinen anderen Weg.
Der Fluss kann nicht zurückfliessen.
Niemand kann zurückgehen.
Es gibt kein Zurück in der Existenz.
Der Fluss muss das Risiko eingehen, in den Ozean zu fliessen…
denn nur dann wird die Angst verschwinden,
denn dann weiß der Fluss, dass er nicht im Meer verschwindet, sondern zum Ozean wird.